#diese jungen Leute - Demokratiekonferenz 2018

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Dieser Hashtag erregte Ende Januar diesen Jahren bundesweite Aufmerksamkeit. Ausgehend von einer eher kleinen Anekdote entstand eine breitgefächerte Debatte über den Umgang mit jungen Erwachsenen und den mangelnden Respekt vor deren Meinung und Engagement.

Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommt im Kontext der „Partnerschaften für Demokratie" kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie sind handelnde Akteure, die die Partnerschaften prägen und mit Leben erfüllen. Doch wie kann man diese Gruppe gerade im ländlichen Raum erreichen und aktivieren? Dies wurde im Rahmen der diesjährigen Demokratiekonferenz auf Basis von Forschungsergebnissen und Praxisbeispielen aus der Region gemeinsam diskutieret. Hierbei wurden explizit nicht aus der Außenperspektive über Jugendliche geredet, sondern vielmehr mit ihnen, weshalb schwerpunktmäßig junge Menschen referierten, moderierten und präsentieren.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde dies deutlich. Noah Klaus eröffnete die Veranstaltung mit einem humoristischen Auftakt, einem Poetry-Slam. Und in diesen Genuss kamen die TeilnehmerInnen auch am Abend auf der öffentlichen Festveranstaltung wieder.

Gekonnt führte Frederic Koch vom Bildungswerk für Schülervertretung und Schülerbeteiligung durch das Programm. Den theoretischen Auftakt machte Klaus Farin, Jugendforscher und Gründer des Archivs der Jugendkulturen, mit seinem Vortrag „Über die Jugend und andere Krankheiten…“. Er räumt auf mit der Standardsicht auf Jugendliche, dass „sie schlecht sind“. Die von Medien verschärfte Sicht widerlegt er mit Zahlen und Fakten aus verschiedenen Studien. So sinkt die Jugendkriminalität seit 12 Jahren und auch nur 12% raucht. Der Konsum von Marihuana ist auch nicht gestiegen, erliegt immer noch bei 5% wie bereits 1972. Die Verdrängung der Jugend gerade aus den Innenstädten ist auch ein zentrales Thema bei Klaus Farin. Zum Punkt des Engagements der Jugendlichen führt er drei Säulen auf: Jugendkulturen, Vereine und die offene Jugendarbeit. Und 20% der Jugendlichen schließen sich auch heute noch Jugendkulturen an, seien es Punks, Skater, Gothiks etc. Hier können sie sich engagieren, vielmehr müssen sie dies, denn „wer aktiv in der Szene ist, muss alles selber machen. Das ist die einzige Form, Respekt zu bekommen.“ Diese informellen Beziehungsnetzwerke sind sehr wichtig für Jugendliche.

Der erste Praxisimpuls kam von Tobias Drumm von „Projekt OFFENsive!“. Er berichtete vom Demokratiepotenzial im ländlichen Raum der selbstverwalteten Jugendzentren. Sein Beispiel ist ein worst-case-Fall. Denn hier scheiterten Jugendliche vor allem an Verwaltungshürden und daran, dass sie nicht ernst genommen wurden. „Und das ist leider auch das traurige Ende der Geschichte. Die Jugendeinrichtung war geschlossen. Die Gemeinde war ihre engagierten Jugendlichen los und die engagierten Jugendlichen ihr Engagement“, so Tobias Drumm. Dieses Beispiel ist Ausgangslage für die Überlegungen, jugendliches Engagement zu fördern. Sein Fazit: Wer jugendliches Engagement fördern möchte, muss regelmäßig selbst reflektieren und hinterfragen, ob man Vertrauen vorschießt, ob man Experimentierräume schafft, ob man bürokratische Hürden aufbricht und ob man Fehler von Jugendlichen auch tolerieren und aushalten kann.

Die eigene Heimat gestalten? - Jugendengagement im Bereich der Nachhaltigkeit war der zweite Praxisimpuls von Carmen John aus dem Leader-Projekt „Junge Biosphäre“. Zielgruppe des Projektes sind junge Menschen zwischen 14 und 26 Jahren aus der Biosphäre Bliesgau.
Konkret sollen innerhalb der Jungen Biosphäre sogenannte „Kleinprojekte mit Nachhaltigkeitscharakter“ durchgeführt werden. Junge Menschen haben die Möglichkeit, dass sie mit unserer Hilfe ihre Projektideen, die das Thema Nachhaltigkeit behandeln, umsetzen und finanzieren können. Sie berichtet aus ihren Erfahrungen und den bereits umgesetzten Kleinprojekten. Zentrales Anliegen des Projektes „Junge Biosphäre“ ist der Partizipations-Punkt. Er spielt eine sehr wichtige Rolle, nämlich bei der Projektidee selbst und deren Umsetzung. Es ist ausschlaggebend, dass die Antragsstellung von den Jugendlichen selbst kommt, und sie nicht von „oben herab“ gezwungen werden, etwas mit uns umzusetzen. Jugendliche haben hier nun generell die Gelegenheit, Probleme im Ort oder beim Jugendclub aufzuzeigen, sodass gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten gesucht werden kann.

Nach diesen „Vorträgen“ folgte eine spannende Diskussion unter Jugendbeteiligung unter andere, mit Justine Alice Zaki Moussa, Jugendforum Saarpfalz.

Nach einer kurzen Umbauphase mit natürlich Kaffee und Gebäck folgte dann schließlich um 18 Uhr die öffentliche Festveranstaltung, wo sich alles um das Engagement von Kindern und Jugendlichen im Kunstwettbewerb des Saar-Pfalz-Kreises drehte. Die Begrüßung von Dr. Theophil Gallo, Landrat des Saar-Pfalz-Kreises, fand schon ein bisschen früher statt und die Ergebnisse des Wettbewerbes „Freiheit und Demokratie – meine Heimat Saarpfalz“ wurden direkt präsentiert. Jedes Kunstwerk wurde von einer tollen Geschichte begleitet. Da hatten sich die Kinder und Jugendlichen ganz schön ins Zeug gelegt. Und aufgeregt waren sie. Volles Haus und die Prämierung auf der Bühne! Es war schön zu sehen, wie die Freude der Kinder in der ersten Reihe immer größer wurde, je nach sie sich den ersten drei Plätzen näherten, denn es wurde ihnen immer klarer, sie sind darunter. Platz 2 für die Kids aus der ersten Reihe. Klasse gemacht.

Den Abschluss dieses Abends bildeten die TeilnehmerInnen des Poetry-Slam-Workshops „Mach den Mund auf!“. Sie präsentierten ihre Ergebnisse unter Moderation von Noah Klaus, unser Poetry-Slammer, der uns bereits mit seinen Intermezzi am Tag viel Spaß bereitet hatte. Kritische, witzige tiefgehende Poetrys wurden zum Besten gegeben. Eine klasse Sache war das!

Die Dokumentation der Veranstaltung findet ihr hier bei uns auf dem Jugendserver. Kurzfassungen der Vorträge, Bildergalerien und demnächst den Videoclip. Viel Spaß beim Stöbern.  

In der „Partnerschaft für Demokratie“ im Saarpfalz-Kreis im Rahmen des Bundesprogrammes
„Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend arbeiten Akteure aus Vereinen, Verbänden, Kirchen, Jugendzentren und weiteren zivilgesellschaftlichen Institutionen mit Akteuren der kommunalen Verwaltung zusammen.


Basierend auf Herausforderungen und Bedürfnissen vor Ort entwickeln die Akteure gemeinsam eine Strategie zum Umgang mit Extremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit, die regelmäßig reflektiert und weiterentwickelt wird.

Federführendes Amt: Kreisverwaltung des Saar-Pfalz-Kreises; Fachbereich Familien- und Jugendhilfe/Jugendamt

Koordinierungs- und Fachstelle: Adolf-Bender-Zentrum e.V.

in Kooperation mit Juz United - Verband saarländischer Jugendzentren ind Selbstverwaltung e.V., Jugendserver-Saar und Projekt "Junge Biosphäre"