DGB-Jugend stellt vor

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Erster „Ausbildungsreport“ für das Saarland

Fast die Hälfte erhalten zu wenig Geld, 43 Prozent keinen Ausbildungsplan - trotzdem überwiegt bei den Azubis die Zufriedenheit

 

 

Die DGB-Jugend hat den ersten „Ausbildungsreport“ für das Saarland vorgestellt. Grundlage für die Studie waren insgesamt 550 Fragebögen, die während der Berufsschultour der Gewerkschaftsjugend in den Schuljahren 2018/2019 und 2019/2020 an berufsbildenden Schulen im Saarland von Auszubildenden im dualen System (Betrieb und Berufsschule) beantwortet wurden. Das Saarbrücker Marktforschungsinstitut isoplan hat die Befragung dann wissenschaftlich ausgewertet. Das Ergebnis ist kompakt und kann von der Politik als Handlungsorientierung genutzt werden.

 

Hannah Meuler, Landesjugendsekretärin des DGB im Saarland, erläutert: „Viele junge Menschen sind verunsichert und brauchen eine feste Zusage, dass sie gut ausgebildet werden. Schließlich sind die Azubis von heute die Fachkräfte von morgen.“ Leider gebe es gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Branchen, so Meuler: „Obwohl 67 Prozent der Auszubildenden ihre Ausbildung als „gut“ oder „sehr gut“ bewerten - die Probleme und Verstöße sind nach wie vor auf hohem Niveau. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Insbesondere mit Blick auf ausbildungsfremde Tätigkeiten müssen Auszubildende noch viel zu häufig Tätigkeiten erledigen, die nicht Teil ihres Ausbildungsplans sind.“ Übrigens sind laut der Befragung Auszubildende, die eine JAV (Jugend-und Auszubildendenvertretung) haben, deutlich zufriedener (76,4 Prozent) als in den Betrieben ohne Interessenvertretung (63,4 Prozent).

 

Einige Befragungsergebnisse sind verblüffend, mal positiv, mal negativ: So erhalten fast 43 Prozent der Befragten keinen Ausbildungsplan, 51 Prozent können „weniger gut“ oder „gar nicht“ von ihrer Ausbildungsvergütung leben, 47 Prozent sind gar auf finanzielle Hilfe angewiesen. Bei den Ausbildungsvergütungen liegt das Saarland mit durchschnittlich 813 Euro deutlich unter dem Bundesdurchschnitt der tariflich geregelten Ausbildungsvergütung von 939 Euro. Rund 61 Prozent der Befragten bewerten die fachliche Qualität ihrer Berufsschule als „gut“ oder „sehr gut“.

Die Auswertung des Schwerpunkts Mobilität und Wohnen zeigt ebenfalls Handlungsbedarf auf, wie Jugendbildungsreferent Alexander Jost erläutert:  „Wir brauchen einen besser ausgebauten ÖPNV, der es allen Auszubildenden ermöglicht, in angemessener Zeit zum Betrieb und zur Berufsschule zu kommen. Dieser muss kostengünstig bereit gestellt werden, z.B. in Form eines landesweiten kostengünstigen Azubitickets. Wir freuen uns sehr, dass ein landesweites Azubiticket bereits in Arbeit ist und ab dem 1. Juli des Jahres im Rahmen der Tarifreform kommen soll.“

 

Angesichts des zuletzt starken Rückgangs der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Saarland um 14,1 Prozent (zum Vergleich: bundesweit 11 Prozent) warnt der stellvertretende DGB-Vorsitzende Rheinland-Pfalz/Saarland Eugen Roth: „Wir brauchen dringend neue Fachkräfte, um die Herausforderungen der ökologischen und digitalen Transformation meistern zu können. Das ist auch überlebenswichtig für das Saarland als Bundesland. An der Ausbildung neuer Fachkräfte müssen sich aber alle Betriebe beteiligen, denn alle Betriebe profitieren direkt und indirekt von gut qualifizierten Fachkräften.“ Die Gewerkschaftsjugend hat dafür einen politischen Lösungsvorschlag, den Hannah Meuler folgendermaßen beschreibt: „Als wirksames Mittel sehen wir eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie. Diese stellt zum einen sicher, dass alle jungen Menschen den Ausbildungsberuf ihrer Wahl erlernen können. Zum anderen werden Betriebe entlastet und gestärkt, die in die berufliche Ausbildung investieren und jene zur Kasse gebeten, die selbst keine Fachkräfte von morgen ausbilden.“

 

Den Ausbildungsreport Saarland 2020 der DGB-Jugend steht als kostenfreier Download zur Verfügung: www.rheinland-pfalz-saarland-jugend.dgb.de/