Über Grenzen hinweg

  • Jugendarbeit und Juleica

Erster interregionaler Fachtag zur Erinnerungsarbeit mit Jugendlichen in der Großregion SaarLorLux

Über 70 Akteur*innen von Gedenkstätten, Museen, Erinnerungsorten und -initiativen aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Grand-Est, Luxemburg und Ost-Belgien kamen am 23. September 2022 zum ersten Mal in Saarbrücken zusammen, um über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Erscheinungsformen der Erinnerungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Großregion SaarLorLux zu diskutieren und sich stärker zu vernetzen.  

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Grußwort der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, die die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hervorhob: „Es ist 80 Jahre her, da wäre es undenkbar gewesen, dass sich Akteure der Jugendarbeit aus unseren vier Ländern austauschen, wie sie es heute tun – noch dazu in Deutschland. Und genau darum geht es heute in der Arbeit mit Jugendlichen: Die Erinnerung daran wach zu halten, dass Frieden, Verständigung, dass Freundschaft zwischen den Ländern Europas keine Selbstverständlichkeit sind.“

Dazu benötigt es Vermittlung in zeitgemäßen Formaten. Herausforderungen, wie etwa der fehlende familiäre Bezug oder das Ableben von Zeitzeug*innen machen auch vor Grenzen nicht halt. Umso wichtiger ist es, sich auszutauschen und gemeinsame Lösungsstrategien zu entwickeln. Das machte auch der Präsident der EuRegio SaarLorLox+, Jean Paul Dondelinger, in seiner Ansprache deutlich: “Auch wenn die Zeitzeugen verschwinden, bleiben die Orte, an denen sich die Geschichte abgespielt hat, lebendig und sind wertvolle Orte der Erinnerung, die es weiterhin am Leben zu erhalten gilt. Diese Orte können uns ebenso wie lebende Zeitzeugen das, was sich dort abgespielt hat, bewusst und spürbar machen. Um der Jugend all diese Werte zu vermitteln, darf man sie nicht in einer passiven Rolle lassen, sondern muss sie zu Akteuren machen.”  

Neben Impulsvorträgen von Marc Schoentgen ("Zeitzeug*innen der Zweiten Generation", Luxembourg) und Philippe Hansch (Centre Mondial de la paix- Verdun) konnten die Teilnehmenden in Workshops mit Akteur*innen der interregionalen Erinnerungsarbeit praktische Anregungen für die eigene pädagogische Arbeit gewinnen.  Ludovic Fresse vom Verein “Rue de la mémoire” und Carine Lévêque von den „Elsasser Archiven“ in Straßburg, stellten in ihrem Workshop Methoden interkultureller Begegnungsarbeit vor. Um künstlerische Ansätze wie Tanz und Performance ging es im Workshop von Heiner Buchen aus Saarbrücken und Olivier Bouton vom Resistenzmuseum in Esch/Alzette, die ihre Projekte “Passagen ins Ungeahnte” und “Ecce Homo” vorstellten. Wie Jugendliche und junge Erwachsene in der offenen Kinder- und Jugendarbeit an die Geschichte des Nationalsozialismus herangeführt werden können, wurde im Workshop des Jugendamts des Regionalverbands Saarbrücken diskutiert. Als Beispiel wurde ein neuer Audio-Walk durch die Saarbrücker Innenstadt zu den Themen „Verfolgung“, „Widerstand“, „Holocaust“ und den „2. Weltkrieg“ von den Referentinnen Diana Wachs, Imke Brügmann und Daniela Mücke vorgestellt. Neue Formate der historisch-politischen Bildung waren auch Thema des Workshops von Marc Schoentgen (Zentrum für politische Bildung Luxemburg), Tessy Bemtgen (Service National de la Jeunesse Luxemburg) und Lisa Denneler (Landesjugendring Saar e.V), die anhand der Formate am neu entstandenen Bildungszentrum Fünfbrunnen und der Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm verdeutlichten, wie wichtig es ist an den Lebensrealitäten der Jugendlichen anzuknüpfen und auch unkonventionelle Wege zu gehen.  

Bei Kurzführungen von Jugend-Scouts aus dem Projekt "Damit kein Gras drüber wächst" des Landesjugendring Saar konnten sich die Teilnehmer*innen zudem über die Geschichte des ehemaligen Gestapo-Lagers und die heutige Gedenkstätte informieren.

Der Fachtag wurde vom Landesjugendring Saar e.V., der EuRegio SaarLorLux+ und dem Jugendamt des Regionalverband Saarbrücken veranstaltet.