Hallo Welt,
Heute war für uns ein schöner, aber auch schwieriger Tag. Am frühen Morgen fuhren wir nach Yad Vashem, Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust in Jerusalem. Dort führte uns unser Guide Jonathan Matthews zunächst durch das Museum der Geschichte des Holocaust. Nachdem er mit dem Leben der jüdischen Bevölkerung in Europa vor 1933 begann, analysierten wir die Situation in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg. Während wir über den Aufstieg Hitlers redeten, sprachen wir noch nicht über Antisemitismus. Dies war sehr interessant, denn nicht nur die rechtsorientierte Bevölkerung wählte 1933 die NSDAP, sondern verschiedenste Gruppen aus Unzufriedenheit durch beispielsweise die Wirtschaftskrise.
Weiter in der Ausstellung beschäftigten wir uns vor allem mit dem Leben der Juden in Osteuropa. Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung in Europa lebte in Polen. Wir haben ausführlich über die Situation der Juden in den Ghettos verschiedener Städte wie Warschau oder Lodz gesprochen, bevor wir über die Konzentrations- und Vernichtungslager gesprochen haben. Vor allem haben wir über Schicksale geredet. Reale Schicksale, die in Fotos, Videos oder Tagebüchern festgehalten sind. Dadurch bekommen die Menschen eine Identität und genau das ist das Ziel. Yad Vashem bedeutet Denkmal und Name. In Yad Vashem soll an die im Nationalsozialismus ermordeten Juden erinnert werden und gleichzeitig soll es ein würdiges Andenken darstellen.
Das soll auch das Denkmal für die Kinder sein, ein unterirdischer Raum in dem Kerzen so gespiegelt werden, dass ein ganzer Sternenhimmel entsteht. Dort werden alle Namen, sowie das Alter und die Herkunft der 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kindern abgespielt. Ein Gedenken an ihre Identitäten.
Im Tal der Gemeinden trauerten wir gemeinsam um die vernichteten jüdischen Gemeinden in Europa und suchten auf den 107 Steinwänden die Gemeinden in unseren Heimatstädten.
Nach einem langen Vormittag in Yad Vashem durften wir am Abend an einem Shabbat-Gottesdienst teilnehmen. Die Gebete wurden vom Kantor gesungen, die Stimmung war sehr entspannt. Wir wurden schnell gefragt woher wir kommen und uns wurden ins Englische übersetzte Gebetsbücher gereicht, damit wir folgen konnten. Ich war sehr erstaunt als eine Predigt sowohl auf Hebräisch als auch auf Englisch gehalten wurde. Dadurch hatte sich doch ein Gefühl von Zugehörigkeit und Willkommen in mir ausgebreitet, was mir persönlich sehr geholfen hat die Erlebnisse vom Vormittag ein wenig zu verarbeiten.
Nach dem Besuch in der Synagoge hat uns unser Übersetzer und Freund Ori Strassberg zum Shabbat-Essen zu sich nach Hause eingeladen. Und es war super lecker und sehr erholsam! Mit vollem Magen und vielen Gedanken hat dann auch das Bett gerufen.
Liebe Grüße aus Israel
Angelika F.