Gibt es bestimmte Auslöser für (Cyber-) Mobbing?

Leider ist es tatsächlich so, dass Äußerlichkeiten Auslöser für andere sein können, jemanden zu mobben. Eine Person wird wegen ihrer Klamotten ausgegrenzt, auch ihre Religionszugehörigkeit oder einfach bessere Noten stellen für andere einen Grund dar.

Weitere Anlässe für (Cyber-) Mobbing sind auch pure Langeweile oder ein als Scherz gedachter Kommentar, dessen Folgen nicht absehbar waren. Oft sind veröffentlichte Bilder einer anderen Person Ursache für (Cyber-) Mobbing, auch wenn das Bild nur als Spaß hochgeladen wurde. Andere User nehmen dies dann zum Anlass, sich darüber öffentlich lustig zu machen und treiben so einen (Cyber-) Mobbing-Prozess an.

Auch zerbrochene Freundschaften oder eine zerbrochene Liebe können Auslöser sein. Manche Fälle von Mobbing sind auch reiner Zufall. Es gab Fälle, in denen jemand einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war, d.h. ein Junge hat sich in der Schulkantine zufällig neben ein Mädchen gesetzt – weil der Platz noch frei war. In dieses ist jedoch gerade ein anderer Junge verliebt. Er sieht dies und deutet die Situation falsch. Aus Angst, dass sich das Mädchen jetzt für den anderen interessiert, wird dieser jetzt bloßgestellt und ausgegrenzt. Ja, so schnell passiert das. Und mit den modernen Kommunikationsmitteln ist der Versuch, eine Person auszugrenzen, schnell in die Wege geleitet.

Manchmal ist eine Ursache von Mobbing auch die Tatsache, dass man schon einmal selbst gemobbt wurde und sich nun rächt - entweder an der Person, von der damals das Mobbing ausging oder einfach an einer willkürlichen Person, die schwächer erscheint. Dies kann zu Entlastung führen oder der Angst entgegenwirken, selbst noch einmal „Opfer“ zu werden. Aber dazu später unter den Funktionen von Mobbing bzw. Cybermobbing.

Anonymität kann ebenfalls ein Auslöser für (Cyber-) Mobbing sein. Denn es findet ein sogenannter Enthemmungs-Effekt statt. Man sitzt dem anderen nicht gegenüber: kein Augenkontakt, keine Mimik, keine Gestik. Gefühle sind nicht sichtbar. Geschriebenes wird nicht als wirklich verletzend für die andere Person angesehen, da ja eben keine Gefühle bei dem Gegenüber spürbar sind. Man sitzt vor seinem Bildschirm und haut einfach etwas in die Tasten… Empathie, die man im „realen“ Leben normalerweise besitzt, geht hier verloren. Ein Gefühl der Reue fehlt auch in den meisten Fällen. Sicherlich habt ihr auch schon oft in diesem Zusammenhang gehört, dass Jugendliche sagen: „Aber das war doch nicht so ernst gemeint. Das war doch nur Spaß….“

Und damit wären wir beim letzten Punkt: digital native. Was das bedeutet? Man sagt, dass es digital natives und digital immigrants gibt. Digital native sind in dem Fall Jugendliche, die mit dem Internet aufgewachsen sind. Und digital immigrants sind diejenigen, z.B. eure Eltern, die nicht damit aufgewachsen sind. Denn das Internet ist noch gar nicht so alt. Für euch normal, aber für die ältere Generation nicht. Sie mussten sich alles aneignen. Ihr seid damit aufgewachsen, d.h. ihr seid technisch versiert. Es fällt euch spielend leicht, eine neue App auszuprobieren. Das passiert einfach intuitiv. Aber es fehlt oft an Medienkompetenz. Digital immigrants sind zwar nicht so technisch versiert, aber sie kennen Werte und Normen, die auch im Netz eingehalten werden sollten. Und dadurch, dass ihr als technisch versiert geltet, wird einfach schlicht und einfach vergessen, euch diese Werte und Moralvorstellungen mitzugeben. Auf die Art: „Was sollen wir denen denn erzählen? Die sind doch viel fitter als wir.“ (Cyber-) Mobbing wird daher also oft als gar nicht so schlimm angesehen, zumal es scheinbar doch jeder macht. Es gehört manchmal sogar zum guten Ton in einer Gruppe. Folgen für das Gegenüber können nicht abgeschätzt werden. Es fehlt an Unrechtsbewusstsein und notwendiger Sensibilität dem eigenen Handeln im Netz.  Man tut Dinge, die man so gar nicht möchte.

Wir haben euch jetzt gerade gesagt, dass es scheinbar oft zum guten Ton in einer Gruppe gehört, zu mobben. Aber das ist natürlich nicht die einzige Funktion, die (Cyber-) Mobbing bei den Tätern erfüllt. Es gibt noch eine ganze Reihe von weiteren Faktoren, die dazu führen, dass man jemand anderen mobbt. Mehr dazu unter den Funktionen: Was bringt (Cyber-) Mobbing den Tätern?