Wissenschaftliche Beweise

Statistiken und Beweise für Thesen anbringen, das ist eine weit verbreitete Masche im Zuge rechter Hetze. Denn wem glaubt man nicht sofort, der einem direkt die Beweise liefern kann. Muss dann ja stimmen, oder? Nein. Auf keinen Fall. Die Strategie dahinter ist eben, dass man nicht wirklich weiter nachfragt, weil der Gegenüber ja Beweise hat. Man nimmt es einfach hin, ohne selbst nochmal zu recherchieren.

Was hat es jetzt mit diesen Statistiken und Beweisen auf sich? Wo kommen sie her?

Themen werden aus dem Zusammenhang gerissen. Statistiken werden fehlinterpretiert, uminterpretiert oder gefälscht, um zu erreichen, was man erreichen möchte: andere zu diskriminieren. Die angegebenen Quellen sind mitunter auch sehr fragwürdig.

So postuliert der Banker Sarrazin in seinem 2010 erschienenen Buch „Deutschland schafft sich ab“ Thesen, die er mit statistischen Beweisen legitimiert. Er „beschreibt“ die Folgen für Deutschland, die sich aus Geburtenrückgang, Zuwanderung und wachsender Unterschicht ergeben. Im Mittelpunkt dabei: Menschen muslimischen Glaubens. Und er war in aller Munde. Überall hörte man: „Sarrazin sagt… und das ist statistisch erwiesen.“

Fakt ist, dass es diese Statistiken tatsächlich gibt und auch die Zahlen, die er nennt, sind dort so zu finden. Allerdings verschweigt er dabei wichtige Fakten, welche die Statistik damit verfälscht. Seine Thesen sind damit aber erst einmal für die Leser des Buches belegt. Macht man sich die Mühe und recherchiert in den Statistiken, erkennt man diese Verschleierungstaktik sehr schnell.

Wir haben hier ein gutes Beispiel im Dossier von mediendienst-integratio.de gefunden, wie Sarrazin durch Verschleierung seine Thesen beweist.

Sein These: "Muslime sind besonders oft arbeitslos

Sarrazins Postulat: „Besorgniserregend ist, dass die in der mangelhaften Beteiligung am Arbeitsmarkt und der hohen Transferabhängigkeit zum Ausdruck kommenden Probleme der  muslimischen Migranten [...] sich also quasi vererben.“ In Zahlen: „Der Vergleich der Bildungsabschlüsse der 26- bis 35 Jährigen zeigt: 12 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund und 14 Prozent der Spätaussiedler haben keinen beruflichen Abschluss, 20 Prozent beziehungsweise 17 Prozent haben einen Hochschulabschluss. Dagegen haben türkische Staatsangehörige in dieser Altersgruppe zu 54 Prozent keinen Abschluss und nur zwei Prozent einen Hochschulabschluss. Auch bei den gleichaltrigen Deutschen türkischer Herkunft ist die Situation schlecht. 33 Prozent haben keinen Berufsabschluss und nur 10 Prozent einen Hochschulabschluss.“ (Deutschland schafft sich ab, S. 286)

Die Wahrheit: Sarrazin macht hier zunächst einen Definitionsfehler: Er setzt „muslimische Migranten“ mit Türken oder Deutschen türkischer Herkunft gleich. Die Daten hat er einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 2005 entnommen. Was er verschweigt: die Zahlen gelten nur für Westdeutschland und Berlin, nicht für Gesamtdeutschland. Und: obwohl sie keinen Berufsabschluss haben,  sind 66 Prozent der unqualifizierten Personen mit türkischem Migrationshintergrund erwerbstätig."¹

So funktioniert es leider. Es werden einfach wichtige Fakten verschwiegen. Häufig gehört habt ihr sicherlich auch schon etwas über die „Statistik zur Ausländerkriminalität“.

In der Broschüre „Viraler Hass im Netz“ von der Amadeu Antonio Stiftung ist auf den Seiten 24 bis 26 sehr schön beschrieben, wie aus fehlinterpretierten Zahlen einer Kriminalstatistik diskriminierende Thesen wie „Ausländer sind grundsätzlich krimineller als Deutsche“ aufgestellt werden. Lest mal rein. 

 

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1Quelle: https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Sarrazins_Thesen_Dossier.pdf